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Ursprung der reformierten Kirchengemeinde zu Frankenstein (Gerhard Michel und Willi Walther)

Durch die Hinwendung Kurfürst Friedrich III. (*1515, +1576, Regent seit 1559) zum reformierten Bekenntnis, fand die Lehre von Zwingli (1484-1531) und Calvin (1509-1564) Einzug in die Kurpfalz. Die beiden Gründerväter der ref. Kirche wirkten von der Schweiz aus auf die religiösen Verhältnisse in der Kurpfalz ein.

Der Hauptunterschied zu Luthers Lehre bestand in der Auslegung des inneren Wertes des Abendmahls. Luther betont die leibliche Gegenwart Christi im Abendmahl, wogegen Zwingli die Einsetzungsworte mehr symbolisch auslegt.

Seit dem 15. Jahrhundert bestanden Bestrebungen der Kurpfalz ein Bündnis mit der Eidgenossenschaft zu schließen, allerdings ohne Erfolg. Auch nach der Reformation gelang kein direkter Zusammenschluss mit den ref. Gemeinden der Schweiz. Trotz mancher Gegensätze gab es enge Verbindungen in politischen, militärischen und religiösen Bereichen.

In seiner Aufarbeitung „Die Pfalz als Ziel und Etappe schweizerischer Auswanderungen“ in: PFÄLZER-PALATINES, Beiträge zur pfälzischen Ein- und Auswanderung (1981), Schriftleitung: Karl Scherer, Roland Paul, geht Karl Zbinden, Luzern, auf diese Entwicklung des 17. - 18. Jahrhunderts ausführlich ein. Er schreibt u.a. in seiner Einleitung folgendes: In der Schweiz übersah man lange Zeit die Bedeutung des pfälzischen Raumes als Ziel der ersten schweizerischen Auswanderung. Erst im 20. Jahrhundert begann man, gleichsam im Vorbeigehen, sich auch mit der Pfalz als Zielland zu beschäftigen. (...), brach sich die Er-kenntniss Bahn, dass im 17. und 18. Jahrhundert geradezu Menschenmassen aus der Schweiz nach der Pfalz emigriert sein müssen, (...). Weil jedoch die Schweiz keine „Kolonial“-Politik kannte und jeder auswandernde Schweizer mit dem Überschreiten der Landesgrenze einfach abgeschrieben wurde, verwundert es nicht, dass sowohl diese Massenauswanderungen nach der Pfalz als auch ihr historischer Hintergrund wenig bekannt waren (Vgl. Leo Schelbert, Einführung in die schweizerische Auswanderungsgeschichte der Neuzeit, Zürich 1976).

Kirche

Ausschnitt aus der Karte des bernischen Staatgebiets von Thomas Schoepf 1578. Die Heimat vieler Wiedertäufer und Reformierten, die im 17. und 18. Jahrhundert aus dem Land vertrieben wurden, oder wegen Armut verließen. Anmerkung: Die Karte ist südorientiert. (Quelle: Chronik von Großhöchstetten, Emmkental)

Von den reformierten Kirchenzuständen in Frankenstein im 16. und 17. Jahrhundert sind nur spärliche Nachrichten überliefert. Früheste Hinweise auf die Existenz ref. Christen reichen zurück in das Jahr 1568. Die damalige zu Lambrecht angesiedelte deutsch-reformierte Pfarrei betreute neben Grevenhausen, Lindenberg, Neidenfels auch Frankenstein. Die Pfarrei zählte zur ref. Inspektion Neustadt (Georg Biundo, I. Bd. 1930, S. 472).

Die dortige Stiftskirche wurde bereits 1561 der reformierten Gemeinde übergeben.. Im Jahr 1587/88 gab der calvinistische Drucker Matthäus Harnisch die erste Lutherbibel-Ausgabe mit reformierten Kommentierungen heraus.

Vor diesem Hintergrund läßt sich erklären, dass anno 1605 zwei Wiedertäufer aus Frankenstein ihren Glauben widerriefen unter Hinwendung zu den Reformierten. Manfred Krebs, Quellen zur Geschichte der Täufer Bd. IV, erwähnt auf Seite 240, folgendes: „Im letzten Sommer sind zwei ledige Personen aus Frankenstein, David Heilmann und Paul Leyser bekehrt von Pfarrer Gundermann, dem Inspektor zu Neustadt, daselbst Pfarrer seit 1595, in der Kirche zu Weidenthal getauft worden, welche die Predigt bis daher fleißig besucht haben“.

Inwieweit in der kleinen dörflichen Ansiedlung am Schlossberg um 1600 schon eine Kirche stand ist nicht exakt belegbar. Der Stadtschreiber von Kaiserslautern, Jakob Landtsberger, erwähnt in der Leiningisch-Nassau-Saarbrückischen Gemeinschaft Frankenstein folgen-des:“Was aber den Kirchgang gemein und dann das hl. Abendsmahl anlangdt, findet man im bericht, das die unterthanen an keinem orth gezwungen werden, sondern sind bißhero ethliche nahet Weidenthal (ref.), die anderen gehen nach Hochspeyer (luth.) zur Kirche, (...).

„Der Pfalzgräfliche Pfarrer zu Weidenthal will gemeiner Herrschaft Hofleuth und Unterthanen zu Frankenstein in seine Predigt und Sakramente dringen, (zur Teilnahme am Gottesdienst verpflichten), und sie nicht mehr zu Hochspeyer ihre Kinder taufen lassen“ (um 1600, LA.SP.Best: A 2, Nr. 981/3).

Jakob Landtsberger war mit den Frankensteiner Verhältnissen bestens vertraut. Hans Engel sein Schwiegersohn diente dem Grafen von Nassau-Saarbrücken als Schaffner und Befehls-haber auf Burg Frankenstein.

Der Standort der heutigen Dorfkirche, neben dem Tunnel unterhalb des Schlosses gilt, von Osten kommend, als Pforte des Kreises Kaiserslautern. Ein malerisches Ensemble mit historischem Hintergrund. Ein im Landesarchiv Speyer aufbewahrter Plan von 1618/1619 zeigt an gleicher Stelle eine kleine Vorläuferkirsche mit sechseckigem Turm (LA.SP. Best. A 2, Nr. 981/3, fol. 17).

Kirche Frankenstein um 1600
Darstellung der Dorfkirche in Frankenstein um 1600.

Deutlich sichtbar zeichnen sich auf diesem Plan die Besitzverhältnisse zwischen den Gemeinsherren von Frankenstein und Stift Limburg ab. In der Nähe der Kirche, auf der rechten Seite des Hochspeyerbaches stehen 1618 nur noch fünf Häuser, darunter „Leining: Wallbrunner herrschaftlicher Höf“.

Auf der linken Seite jedoch, auf „Limburger Gemarkung“, befanden sich das Wirtshaus, die Häuser von Hans Schlauten und des Schultes Volmer Mühlich, „samt noch acht Häuser“. Was hierüber auf der linken Bachseite gelegen, will man von Limburger Seite „strittig“ machen, d.h. die Häuser sollen abgetragen werden oder den Grund- und Hauszins zahlen. Ebenso beschwerte sich der Abt von Limburg über den unberechtigten erstellten Galgen – „das Hochgericht“ der auf seinem Grund- und Boden gesetzt - sei wieder zu entfernen. Da die Frankensteiner den „gebührlichen Zinß“ nicht gezahlt hatten und wollten, begannen die Limburger und der Ächterrat von Dürkheim 1610 mit dem abreißen etlicher Mühlengebäude und Zerhauung von „Haupt Posten“ soweit die auf dem Gebiet der Limburger Obrigkeit gebaut waren (LA.SP. Best. A 2, Nr. 981/3).

Neubeginn der reformierten Gemeinde nach dem Dreißigjährigen Krieg

Von den, am Amtstag 1659 (LA.SP. 1178/9 II, S.113/114) teilnehmenden drei Frankenstei-ner Bürgern Martin Abeler, Mathes Lucas und Hans Heilmann lässt sich die Religionszugehörigkeit nicht exakt nachweisen. Bei Hans Heilmann einem gebürtigen Frankensteiner dürfte es sich um einen ref. Christen gehandelt haben.

Der Zuzug weiterer Neusiedler ließ die Bevölkerung in Frankenstein nur langsam ansteigen. Somit war es naheliegend, dass nach 1648 die reformierten Schweizer Stände, den in großer Armut und Not geratenen Familien keinerlei Hindernisse in den Weg legten auszuwandern. Man gewährte ihnen freien Wegzug um sie auf diese Weise los zu werden - und nach gehöriger kirchlicher Ermahnung „dem angestammten Glauben im Ausland treu zu bleiben“.

Im Gegensatz zu den Mennoniten, deren Exodus aus der Schweiz von der Pfalz her weitge-henst erforscht ist, vermisst man bei den reformierten Zuwanderern eine systematische Aufar-beitung. Dazu schreibt K. Zbinden weiter, über die Pfalz-Auswanderung aus dem Kanton Bern steht nur spärliches Material zur Verfügung. Da die bernischen auswanderungsge-schichtlichen Studien auf statistische Angaben verzichten, ist man auf das wertvolle Material angewiesen, das die Täufergeschichten enthalten (...). Im Gegensatz zu Zürich hielten die Berner Täuferwanderungen bis weit ins18. Jahrhundert an. Zwar ist für die Berner Gemeinde Saanen konstant einen relativ starke Auswanderung belegt, aber die vielen Berner Familien-namen von Nichttäufern in der Pfalz, sprechen eindeutig für eine Massenauswanderung.

Auf der Gegenseite (Kurpfalz) wirkten bereits um 1600 zahlreiche ref. Geistliche aus Basel, Bern, Schaffhausen und Zürich in der Pfalz. Die Berufung von Schweizern an die Universität Heidelberg und in den pfälzischen Kirchenrat, ebnete einem verstärkten Einsatz von Schweizern Pfarrer in die Pfalz den Weg.

So folgte in der Zeit von 1650 bis 1800 allein ca. 140, aus Stadt und Land Zürich, dem Ruf in die Pfalz.

Der direkte Zuzug ref. Schweizer nach Frankenstein läßt sich nicht klar belegen. W. Ludt, Hochspeyer, erwähnt auf S. 106, dass auf dem Amtstag 1671 einem Johann Nabinger das Amt des Schultheißen übertragen wurde (LA.SP. 1178-9 VIII). Ludt schreibt, dass es sich bei dem Neusiedler um einen Schweizer Zuwanderer handeln könnte. Möglicherweise sein Sohn Heinrich Konrad Nabinger (Neumer, Bürgerbuch Hochspeyer, Nr. 2067), *1664 + 1762 in Frankenstein, findet Erwähnung als Schultheiß 1727-1737, 1738 als alter dreiherriger Schultheiß bezeichnet. Der Sterbeeintrag lautet wie folgt: “Den 18. May 1762 ist gestorben Heinrich Konrad Nabinger. Weiland gewesener Schultheiß zu Frankenstein und Stammvater des Nabingerischen Geschlechts, seines Alters 98/: neunzigacht:/ Jahre und den 20ten (...) dem zum (...) bestattet worden. Bei diesem seltenen Alter ist auch dieses merkwürdig, daß er 55 Jahre in der Ehe gelebt, auch 30 Enkel und 12 Urenkel. Durch seine eigene Kosten stehet größtenteils die Frankensteiner Kirche da“.

Einer der ersten Reformierten der namentlich bekannt ist, war Johannes Laubscher aus Meinisberg, Kanton Bern, der 1682 als Erbpächter die zu Frankenstein gehörende Annexe Morschbacher Hof übernahm, zur Zahlung des Pachtzins an die Gemeinsherren dort verpflichtet. Joh. Laubscher starb 1699 auf dem Hof. Schon im 16. Jahrhundert ist der Morschbacher Hof im Wechsel an Beständer verpachtet, die zum Teil aus dem Kraichgau kamen. Dort hatten sich bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg Reformierte aus der Schweiz angesiedelt. Wendel Herman, der aus der Durlacher Gegend kam, wurde 1606 Pächter des Hofes. Dieser Vertrag wurde auf zehn Jahre abgeschlossen unter Bürgschaft seines Vaters Lorenz Herman, sowie den Brüdern Gall und Michael Heilmann in Frankenstein wohnhaft.

Die reformierte Kirche zu Frankenstein

Als 1685 mit dem Kurfürsten Karl II. (1651-1685) seit 1680 Regent, die evang. Linie Simmen-Sponheim des Hauses Wittelsbach ausstarb, fiel die Kurpfalz an Philipp-Wilhelm aus der Neuburger Linie (1615-1685-1690) und beendet die Dominanz der reformierten Kirchen der Pfalz.

Zur gleichen Zeit versuchte Ludwig XIV. (1643-1715) die religiösen Verhältnisse in der Pfalz durch den Simultanerlass vom 21.12.1684 um zu gestalten. Die Jesuiten begannen mit der Gegenreformation. Für Frankenstein fehlt jeglicher Hinweis auf das Simultaneum. Auch für die Kurpfalz galt „wessen das Land, dessen die Religion“.

Bei dieser Aufarbeitung war uns das Zentralarchiv der ev. Kirche der Pfalz in Speyer (ZASP) eine wertvolle Hilfe. Dem Umstand, dass im Jahr 1983 weitere Akten und Rechnungen Nr. 187-280 aus der Pfarrei Weidenthal in das Landeskirchenarchiv Speyer ausgegliedert wurden, mag es zuzuschreiben sein, dass alsdann die Entstehungsgeschichte der reformierten Kirche in Frankenstein genauer aufzuarbeiten war. Das Schriftgut ist als Ergänzungsabgabe 1983 des Findbuchs vom 23. Juni 1970 verzeichnet.

Otto Vogelgesang war in seiner kurzen Zeit als Pfarrer in Weidenthal (1909-1911) bemüht die Entstehungsgeschichte aufzuarbeiten (Abt. Pfarrbeschr. Weidenthal, Nr. 16).

Er erwähnte u.a. bei der ersten zuverlässigen Nachricht, welche aus der dortigen Kirche aufbewahrt ist, handelt es sich um einen Immissionsschein vom 29. März 1707. Darin wurde in der Kirchenteilung von 1705 ff die bestehende Kirche den Reformierten zugesprochen. Das beweist, dass diese schon vor 1685 dem reformierten Bekenntnis zugefallen war.

Nach Pfarrer Wilh. Federschmidt stand bereits vor 1685 ein Gotteshaus am Kirchhofhügel.

Die Dorfbewohner welche als Lutheraner galten, waren nach Hochspeyer eingepfarrt. Die lutherischen Grafen von Leiningen hatten den Sitz ihres Konsistoriums nach Dürkheim gelegt. In Frankenstein führten die Differenzen zwischen den beiden Glaubensrichtungen zum Eingreifen der kurpf. Regierung. Per Befehl erfolgte eine Bestä-tigung, dass Kirche und Schule den Reformierten zugefallen war und deren ungestörten Besitz zu schützen sei (Pfarrer Heinrich Guth zu Lambrecht von 1856-1865).

In einer Liste von 1792 spiegeln sich die Verhältnisse der Religionsgemeinschaft wieder. Von 45 genannten männlichen Personen sind achtundzwanzig Reformiert, elf Lutheraner und sechs Katholiken.

Nach nochmaliger Durchsicht der Akten im ZASP im Frühjahr 2006 konnten von den Verfas-ser unter Aktenzeichen: ZASP, Abt. 5 Nr 886, erstellt von Pfarrer Federschmidt in Weidenthal (1862-1872), weitere Unterlagen der reformierten Kirche von Frankenstein aufgearbeitet werden. Federschmidt befasste sich mit dem gleichen Thema und äußerte ebenfalls die Ver-mutung, dass bereits vor der Interimsreligions Deklaration eine Kirche in Frankenstein stand, denn diese fiel laut Immissionsschein - Datum w.o. – nebst der Schule den Reformierten zu. Bei dem forderen Teil der Kirche, eine Art Chor, könnte es sich um einen baulichen Überrest der alten Kirche handeln.

Im Jahre 1722 erbauten die Reformierten ihr Gotteshaus aber neu. Auf einer über der Kir-chentür angebrachten steinernen Tafel finden Pfarrer Ohler (1722-1752) zu Lambrecht und Konrad Nabinger, Schultheiß in Frankenstein, Erwähnung. Über den Verbleib der Tafel lie-gen keine Erkenntnisse vor.

Kirche

Die weiteren Veränderungen der Kirche und des Schulwesens im 18. und 19. Jahrhundert lassen sich anhand der vorliegenden Unterlagen genau rekonstruieren. 1778 wurde ihnen eine „Schüssel-Collekte“ zugeteilt für die Herstellung des Kirchendaches und des Geläutes.

In das Jahr 1806 fiel die Erneuerung der Kirchendecke. In jenem unheilvollen Jahr wurde das kleine schmucke Kirchlein unterhalb der Burgruine in den Wirren der Franz. Revolution teil-weise zerstört. Der Initiative des Pfarrers Christian Brünnings (1806-1818) in Weidenthal, ist es zu verdanken, dass auf sein Bittgesuch 1807 an den Oberpräfekten in Mainz eine Kollekte zugeteilt wurde zur Renovation, der von den franz. Truppen ruinierten Kirche. Im gleichen Jahr wurde eine weitere Glocke im Kirchturm mit eingebracht. Beide Glocken (1778 und 1807) hatten einen Wert von 350 Gulden.

Erwähnenswert ist eine Rechnung in einem Inventarium der prot.-evang.-christl. Kirche vom 11. Juni 1835, erstellt von Aug. Gutheil, Pfarrer in Weidenthal (1831-1845), über die Kir-chenreparatur von 1808. Er geht auch unter Nr. 24 des Inventariums auf die Belege der Ver-wendung, der von den Grafen von Einsiedeln, residierend auf dem Waldenburger Schloss in Sachsen, an die Kirche dahier vermachten 100 Gulden vom Jahr1820, ein. Das damalige Kir-chenvermögen betrug 518 Gulden, 19 ½ Kreuzer, worüber 13 Schuldscheine vorlagen.

Die reformierte Schule stand Mitte des 18. Jahrhunderts an dem heutigen Gebäudekomplex „Am Friedhof 3-5“. Das Haus war im Besitz des wallbrunnischen Jägers Hoffmann, der 1748 das Anwesen an die Kirchengemeinde verkaufte. Leider – so berichten die Akten – „war das von dem Jäger Hoffmann abgekaufte Haus bald zu einem Schulhaus untauglich geworden, weshalb die Reformierten um den Neubau eines solches, an dem Kirchhofhügel im Jahr 1763, nachsuchten.

Die Lutheraner waren ebenfalls im Besitz einer Schule nebst Schulfeld, welches dem jeweili-gen Lehrer als Ernährungsgrundlage diente. Das Gebäude wurde 1788 im Taglohn repariert. Ab 1797 gab es keinen Schullehrer mehr. Damit das Schulhaus nicht ertraglos leer stand, wurde 1799 die Schulstube hergerichtet und vermietet. Der damalige lutherische Kirchenvor-steher. Jakob Fuß gab den Zuschlag an Jakob Schmierer zu drei und Rud. Joh. Baumann zu vier Gulden Hauszins. Die beiden übernahmen des Weiteren auch das Schulfeld. Der gesamte Grundbesitz der luth. Gemeinde kam 1808 – aus „freier Hand und aufs Wort“ – zur Versteige-rung. Nach der Sektionsliste und Mutterrolle Nr. 110 von Frankenstein (1825), sind zwölf Parzellen im Besitz der reformierten Gemeinde Frankenstein. Die lutherische Gemeinde da-gegen ist in dieser Liste nicht mehr verzeichnet.(Gemeindearchiv Frankenstein).

Viele Pfarrer verließen mit dem Heranrollen der franz. Revolutionstruppen ihre Gemeinden Richtung Mannheim um Sicherheit zu suchen. Als sich das Kriegsglück 1795 kurzzeitig wen-dete kehrte auch Pfarrer Joh. Wolf in seine Gemeinde nach Hochspeyer zurück. In einem Be-richt an das Hochfürstl. Konsistorium zu Heidelberg, schildert er die Zustände welche er in Frankenstein vorfand. „Nach meiner Rückkehr finde ich die Schulhalle zerstört. Das Schul-haus ist ruiniert. Das Schulfeld ist verödet. Die Schuljugend zeigt sich in einem verwahrlosten Zustand“.

Der Pfarrer richtete eine Bitte um Wiederherstellung der Frankensteiner Schule an die Vorge-setzten in Heidelberg. Seine Bestrebungen die alte Ordnung in seiner Gemeinde wieder her-zustellen endete jäh im Folgejahr1796. Die siegreichen Revolutionstruppen stürmten bis zum Rhein. Pfarrer Wolf verließ ein zweites Mal sein Pfarrhaus in Hochspeyer.

Frankensteiner reformierte Schulmeister

Diese Auflistung der ref. Schulmeister verdanken wir Pfarrer Wilh. Federschmidt, der nicht nur die Geschichte der ref. Kirche beschrieb. Er erstellte auch die Liste der Frankensteiner Kirchenvorsteher und Almosenpfleger von 1739 beginnend, sowie die „Allgemeine Beschrei-bung des gesammten Kirchenwesens der prot. Pfarrei Weidenthal und Frankenstein“. Ange-fertigt im Jahr 1866 (ZASP. Abt. Weidenthal, Nr. 5).

Als Erster findet der ref. Schulmeister Joh. Spangenberger 1741 Erwähnung. 1748 war es Joh. Georg Neubauer; seit 1751 ist J. Nik. Gallbrunner als Schuldiener bis 1773 tätig. Außer ihm (Gallbrunner) wird 1768 und 1771 Joh. David Schön genannt, vielleicht als sein Gehilfe. Im Jahr 1764 ward Corn. Orthner getraut, der als „Collectant“ die Niederlande bereiste.1776 war Peter Schaaf ref. Schulleiter und noch im Jahr 1796 als seine Frau starb. Von 1807 an war es Peter Weber bis 1817, in diesem Jahr kam der 1790 in Weidenthal geborene Abraham Fi-scher, der bis 1845 seinen Schuldienst versah. Er war der „Übergangslehrer“ nach dem Zu-sammenschluss der Union 1818.

Von den lutherischen Lehrern sind bekannt: Eitelmann bis 1790; von da an Oschmann. Von 1797 an befand sich kein luth. Lehrer mehr in Frankenstein (ZASP, Abt. 5, Nr. 886).

Kirche

Pfarrer Wilhelm Federschmidt, der in seiner zehnjährigen Tätigkeit (1862-1872) als Seelsor-ger zu Weidenthal mit Filiale Frankenstein für die Aufarbeitung der kirchlichen Geschichte beider Gemeinden außerordentlich viel bewirkte, war Mitglied der Frankensteiner Ortsschul-kommission (Ratsprotokolle der Gemeinde Frankenstein).

In der folgenden Liste der Kirchenvorsteher und Almosenpfleger von 1739-1864 – Darstel-lung bis zum Zusammenschluss der Union 1818/19 – befinden sich ehrsame Handwerker, Mühlen- und Sägewerkbesitzer, Schultheißen und Gerichtsleute, sowie Ackersleute mit z.T. beträchtlichem Grundbesitz aber auch Tagelöhner, die alle in Verbundenheit zu ihrem Glau-ben, der reformierten Kirchengemeinde dienten.

Zentralarchiv der Ev. Kirche der Pfalz, Speyer, Abt. Weidenthal Nr. 5

Sakrale Gegenstände

Überlegungen eines Zusammenschlusses von Lutheranern und Reformierten gab es schon in der Reformationszeit. Doch erst in Folge der französichen Besatzung kam es 1818 zu einer Union der beiden Kirchen unter dem Namen „Vereinigte Protestantisch-Evangelisch-Christliche Kirche der Pfalz“.

Sakrale Gegenstände zur Gestaltung der Gottesdienste in den ehemals ref. Gemeinden verlo-ren nach dem Zusammenschluss ihre Bedeutung, blieben aber teilweise bei den Nachfahren der damaligen Kirchenältesten bis in die Gegenwart erhalten. Im Jahre 1774 war Paul Kölsch d.Ä. (1748-1811) Mitglied im Kirchenvorstand, von 1778-1787 wird er als Ältester genannt. Während der französichen Besatzungszeit war er zusammen mit Johann Burkhardt und Jo-hann Mich. Nabinger im Kirchenvorstand tätig. letztmals findet er 1807 in einem Kirchenamt Erwähnung. Er war ein tiefgläubiger Mensch, der viel Kraft aus der Bibel schöpfte. Die aus seinem Nachlass stammende, in Schweinsleder gebundene Bibel aus dem Jahr 1736 überdauerte die Zeit.

Kirche

Zusammen mit einem Gesangbuch der reformierten Gemeinden in der Kurpfalz – von 1788 – befinden sich beide Bücher in Privatbesitz.

Kirche

Ein kirchliches Kleinod, ein Relikt, dessen Ursprung in das 18. Jahrhundert eingeordnet wer-den kann, ist ein barocker Abendmahlskelch und zwei Altar- oder Handleuchten der refor-mierten Gemeinde Frankenstein.

Eine besondere Bedeutung kam dem Kelch im Jahr 1807 zu, als die Renovierung der Kirche abgeschlossen und der Gottesdienst wieder aufgenommen werden konnte. Vermutlich auf Anregung der drei vorgenannten Vorsteher – und aus Dankbarkeit, dass „ihre“ Kirche wieder zur Verfügung stand - wurde folgendes eingraviert „Für die reformierte Gemeinde Franken-stein 1807“. Durch das Zusammengehen der Reformierten und Lutheraner 1818, wurde der Abendmahlkelch für die unierte Kirche bedeutungs- und gegenstandslos. Im Zuge dieser Ver-änderungen wurden möglicherweise Sakrale Gegenstände der beiden Glaubensgemeinschaf-ten versteigert oder veräußert. Seit fünf Generationen sind der Abendmahlkelch und Leuchten in Privatbesitz.

Kirche

Das Hintergrundbild (alle die Gott selig Leben wollen in Christo (...), ist ein weiterer Beweis einer familiengeschichtlichen Dokumentation. Johannes Engel, 1746 in Diemerstein geboren (Müller Familie), ging als 17-jähriger auf die Beutler Mühle bei Otterberg, wo er Anfang 1766 die Tochter des verstorbenen Jakob Beutler heiratete (Beutlermühle: LASP Best. V 122 Nr. 4). Die „Vorschrift vor Johannes Engel von Diemerstein 1763“ fertigte der ref. Lehrer Nic. Gallbrunner, Frankenstein, an.


Quellenhinweise

- Dr. Krebs, Manfred, Quellen zur Geschichte der Täufer S. 315
- Stuckert, Weidenthal
- Ev. Kirchenarchiv Speyer
- LA SP A1-981/3
- Zbinden, Karl, Beiträge zu pfälz. Ein- und Auswanderungen 1981
- Gemeindearchiv Frankenstein (Liste 1792)
- Biundo I. Bd, 1930 S 472

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