Erzählungen
Die Lokalsage ist Ausdruck eines historischen Sachverhaltes in dem sich eine
bestimmte Erfahrung der Geschichte ausdrückt. Unter dem vor etwa 200 Jahren
entstandenen Begriff „Sage“ fanden verschiedene
volksnahe Erzählungen Eingang. Die Lokalsage ist oftmals Ausdruck eines
historischen oder sozialen Sachverhaltes in welchem sich eine bestimmte, nicht
mehr erkennbare Erfahrung der Geschichte widerspiegelt.
Das gilt wahrscheinlich auch für die Frankensteiner Sagen, deren Ursprünge in
die Anfänge des 18 Jhd. zurückreichen dürften.
Ihre Wurzeln hatten diese kurzen und insofern leicht weiter zu gebenden Erzählungen, wohl in den Spinnstuben der beiden herrschaftlichen Hofgüter. Hier trafen
in der dunklen Jahreszeit, während des Winters, die Dorfmägde zusammen um ihr
Garn zu spinnen. In den beiden, unterhalb der Burg Frankenstein liegenden Höfen,
blieb die Vergangenheit in der Fantasie, der dort versammelten Frauen und Mägde,
lebendig. An solchen Abenden, im Schein einer Kerze, die den Raum nur wenig
ausleuchtete, glaubte man Kobolde, Ritter, weiße Frauen und Schatzgräber zu
erkennen, zumal wenn der Sturm in den Walpurgisnächten um das Haus heulte.
Eine Beschreibung dieser heimeligen Winterabende verdanken wir dem großen,
1828 in Klingenmünster geboren, pfälzischen Schriftsteller August Becker. In einem
seiner bekanntesten Werke „Die Nonnensusel“, einem Bauerroman aus dem Wasgau,
beschreibt er die dörfliche Welt in all ihren Facetten. Diese Welt ist untergegangen,
geblieben ist die Erinnerung an die in jenen Tagen entstandenen Sagen.
Gerhard Michel / Willi Walther, Januar 2011
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